Weltmeister im Trennen, aber warum der ganze Aufwand?

Mülltrennung in Deutschland. Der Status Quo

Wir in Deutschland sind Vorreiter im Mülltrennen – so sagt man es uns zumindest nach. Von klein auf an wachsen die meisten in einem Haushalt auf, in dem es eine Mülltrennung gibt und auch an öffentlichen Orten gibt es oftmals die Möglichkeit den Abfall in verschiedene Mülleimer zu sortieren.

Doch sind wir wirklich schon so vorbildlich, wie es uns nachgesagt wird? Tatsächlich lagen in Deutschland die Recyclingquoten, bezogen auf Einzelpersonen, Haushalte oder Büros, bei 39% und für Plastikverpackungen sind sogar 50% zu verbuchen (Stand 2017). Die Werte beziehen sich jedoch lediglich auf Kunststoffabfälle, die auch bei den Recyclinganlagen ankommen (Renn.nord, 2019).

Wenn man genauer hinschaut…

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat Deutschland allerdings auch den höchsten Verbrauch von Kunststoffen und ist Spitzenreiter im Herstellen von Plastikverpackungsabfall. Mit 37 kg Plastikmüll pro Kopf und Jahr liegt Deutschland weit über dem europäischen Durchschnitt von 24 kg (Renn.nord, 2019). Bei diesen unüberschaubaren Mengen an Plastik, die produziert wurden und immer noch werden, braucht es zwingend Lösungsansätze!

Lohnt sich also das säuberliche Trennen von unserem Abfall?  Mit den folgenden Fakten möchten wir Mythen über Recycling aufdecken und euch zeigen, warum dies nicht die alleinstehende Lösung für das Problem ist.

Statistiken zum Recycling

Unter der Recyclingquote von 39% wird ganz allgemein die stoffliche Verwertung des Kunststoffabfalls verstanden. Der Großteil unseres Mülls (60,6%) ist nicht recycelbar und wird energetisch verwertet, sprich der Müll wird verbrannt.

Nur ein ganz kleiner Prozentsatz von unter 1% wird auf Mülldeponien entsorgt. Tatsächlich können nur aus 15,6% des angelieferten Plastikmülls Rezyklate (=Plastik, das recycelt und wiederverwendet wird) hergestellt werden. Diese werden zurück in den Stoffkreislauf geführt und es können erneut Kunststoffverpackungen produziert hergestellt werden.

Doch was passiert mit den restlichen Kunststoffen auf dem Weg des Recyclingprozesses? Der größte Teil von 62% wird in Deutschland recycelt, 35% im Ausland. Ein geringer Teil wird in Kraftstoffe und Gase umgewandelt und nicht recycelbare Kunststoffe energetisch verwertet. (Renn.nord, 2019).

Mülltrennen lohnt sich und ist wichtig, um Stoffkreisläufe aufrechtzuerhalten. Allerdings zeigt die Aufschlüsselung, dass es im Recyclingprozess immer noch große Hürden gibt. Ein Großteil des Verpackungsmülls besteht aus verschiedenen Kunststoffsorten. „Viele Verpackungen sind aus verschiedenen Schichten, die fest miteinander verbunden sind. Die unterschiedlichen Materialsorten lassen sich kaum wieder voneinander trennen. Recycling, das zur Herstellung eines gleichwertigen Produktes führen soll, ist nur möglich, wenn jedes Material einzeln und somit getrennt vorliegt“ (Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), 2021). In dem Herstellungsprozesses eines neuen Produktes kann also nur ein geringer Teil Rezyklat verwendet werden, um ein in der Qualität gleichwertiges Produkt herzustellen. Außerdem müssen dabei viele Chemikalien, sogenannte Additive zugeführt werden, die den Rohstoff aufwerten.

Das Recycling hat seine Grenzen, daher ist Müllvermeidung immer noch die beste Strategie.

Quellen:  
Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.) (2021): „Plastik, Müll und Ich“. abrufbar unter: https://www.boell.de/sites/default/files/2023-10/boell_plastikbuch_v04_erweitert-kommentierbar.pdf 
Renn.nord (2019): „reduce, reuse, recycle Ansätze zur Plastikmüllreduzierung in Unternehmen“. abrufbar unter: https://www.plastikfreie-unternehmen.de/sites/default/files/leitfaden.pdf 

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